Briefwechsel

von Kurt Hezel und Frank Wedekind

Frank Wedekind schrieb am 20. Februar 1900 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Kurt Hezel , Kurt Hezel , Kurt Hezel , Kurt Hezel , Kurt Hezel , Kurt Hezel

[Hinweis und Referat in Korfiz Holms Brief an Albert Langen vom 20.6.1900 aus München (Abret/Keel 1989, S. 198f.):]


Nachhernach Wedekinds Haftentlassung am 3.2.1900 auf der Festung Königstein, wo er für zwei Gedichte, die im „Simplicissimus“ erschienen waren, eine Strafe wegen Majestätsbeleidigung verbüßte. hätte ihm W. aus München geschrieben, Hetzel hätte ihn so schlecht verteidigtDer Rechtsanwalt Dr. Kurt Hezel hatte Wedekind am 3.8.1899 in Leipzig in der Gerichtsverhandlung wegen Majestätsbeleidigung verteidigt. Korfiz Holm, nach dessen Brief an Wedekinds Verleger Albert Langen das Korrespondenzstück erschlossen ist, teilte diesem außerdem mit, was ihm Carl Rößler von einem Treffen mit Kurt Hezel berichtet hat: „Dr. Hetzel hat R. erzählt, so ein jämmerliches, kriecherisches Benehmen vor Gericht wie bei W. hätte er noch nie gesehen. […] Und wenn Sie sich stellten, würden Sie mindestens drei Jahre Gefängnis bekommen. Wedekind hätte Sie zu sehr hereingerissen.“ [Abret/Keel 1989, S. 198f.], „weil er von Langen bestochen“ gewesen sei.

Frank Wedekind schrieb am 30. März 1908 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Kurt Hezel

[Hinweis in Frank Wedekinds Brief an Tilly Wedekind vom 30.3.1908 aus Leipzig:]


Von Berlin aus telegrafierte ich an Kurt Hetzel [...]

Frank Wedekind schrieb am 4. November 1909 in München folgenden Brief
an Kurt Hezel

Lieber Freund!

eben bittet mich mein Freund, Dr. Rosenthal in der Manuscript angelegenheitWedekind traf in der Angelegenheit der ihm abhanden gekommenen und von dem Leipziger Verleger Ernst Rowohlt [vgl. Wedekinds Korrespondenz mit Ernst Rowohlt] aufgekauften Manuskripte den Münchner Rechtsanwalt Wilhelm Rosenthal dem Tagebuch zufolge am 3.11.1909 („Besprechung mit Rosenthal über Manuskripte“) und am 4.11.1909 („Besuch bei Rosenthal“). zu sich, in der ich schon verschiedene SchritteWedekind hatte dem Tagebuch zufolge am 19.10.1909 den Rechtsanwalt Dr. Pflaum aufgesucht: „Besuch bei Dr. Pflaum wegen Tagebuch.“ Auch hatte er mehrere Briefe in der Angelegenheit geschrieben [vgl. Wedekind an Franziska zu Reventlow, 8.9.1909 sowie Wedekind an Ernst Rowohlt, 31.10.1909]. gethat/n/ hate/t/e ohne zu wissen, daß er mit dieser Sache beschäftigt war. Ich habe ihm die Sache genau auseinandergesetzt und möchte das Gesagte Dir gegenüber wiederholen. Die Manuskripte sind ganz zweifelsohne mein Eigenthum. Sie sind mir, nachdem | ich am 29.10.8/9/8 München verlassen hatte, ganz einfach ohne mein Wissen entwendet und später, während ich seit Jahren Anstrengungen mache, sie wiederzuerlangen verkauft worden. Ich schreibe Dir das in aller Eile mit. Alles übrige wirst Du ja von Dr. Rosenthal hören.

Mit besten Grüßen auf baldiges Wiedersehn
Dein
Frank Wedekind. |


Daß ich die Bücher jemals gesc verschi/e/nkt hätte ist gänzlich ausgeschlossen. Die Entwendung ist daran schuld daß ich meinen Roman Mine HahaZu den Manuskripten zählte der Prosaentwurf „Eden 22.IV.(18)90“, eine Vorstudie zum Roman „Mine Haha“. nicht fertig schreiben konnte. Die beiden TagebücherDie beiden zwischen dem 24.5.1889 und 22.10.1890 entstandenen Tagebücher Wedekinds sind als Typoskripte in der Abschrift Ernst Rowohlts erhalten [vgl. Vinçon 1989, S. 448]. tragen die Nummern 5 und 6 und es ist im höchsten Gerade unangenehm, daß sie sich in frenden/md/en Händen befinden.

Dein
Fr W.

Kurt Hezel schrieb am 5. November 1909 in Leipzig folgenden Brief
an Frank Wedekind

5. November 09.
ER.


Herrn Frank Wedekind,
München.
Priz/n/zregentenstrasse 50.


Lieber Freund!

In meiner Eigenschaft als rechtlicher Berater und Vertreter des Verlagsbuchhändlers Herrn Ernst Rowohlt in Leipzig, Promenadenstrasse 43, II, empfange ich soeben Dein Schreibenvgl. Wedekind an Kurt Hezel, 4.11.1909. vom gestrigen Tage. Ich entnehme demselben mit Genugtuung für meinen Herrn Klienten, dass diejenigen ManuskripteEs handelte sich um ein Schulheft Wedekinds mit 20 Gedichten und einem Register, um den Prosaentwurf „Eden“ (eine Vorstufe zu „Mine-Haha“) und zwei Tagebücher vom 1889/90 [vgl. Vinçon 1989, S. 447f.]., welche Frau Frida Strindberg als ihr Eigentum reklamiert, ohne allen Zweifel nicht im Eigentum der Frau Frida Strindberg stehen.

Mit dieser Deiner Erklärung, welche selbstverständlich absolut massgebend ist, hat sich die Angelegenheit Frida Strindberg gegen Rowohlt dahin erledigt, dass nunmehr Ansprüche der Frau Frida Strindberg an den Manuskripten ganz gewiss nicht in Frage kommen. Für | Herrn Rowohlt wird freilich damit die Angelegenheit insofern noch nicht erledigt sein, als ich Deinem Schreiben entnehmen muss, dass, was ja ohnehin als selbstverständlich gelten konnte, Du an der Wiedererlangung der Manuskripte als Mensch und Künstler ein stärkstes Interesse hast.

Ob die Dinge so liegen, dass für Dich rechtlich ein Herausgabeanspruch bezüglich der Manuskripte gegen Herrn Rowohlt besteht, kann ich zur Zeit nicht klar übersehen. Ich warte zunächst die von Dir angekündigten weiteren Aufklärungen meines Kollegen Dr. Rosenthal ab.

Ich bin mit den herzlichsten Grüssen
Dein

Kurt Hezel schrieb am 9. November 1909 in Leipzig folgenden Brief
an Frank Wedekind

JS.
9. November 09.


Lieber Freund!

In der Angelegenheit des Herrn Rowohlt in Leipzig teile ich Dir folgendes mit:

Ich habe mit Herrn Rowohlt persönlich Rücksprache genommen. Derselbe ist nicht Willens die ManuskripteBei den Wedekind abhanden gekommenen und von dem Leipziger Verleger Ernst Rowohlt aufgekauften Manuskripten handelte es sich um ein Schulheft Wedekinds mit 20 Gedichten und einem Register, um den Prosaentwurf „Eden“ (eine Vorstufe zu „Mine-Haha“) und zwei Tagebücher vom 1889/90 [vgl. Vinçon 1989, S. 447f.]. herauszugeben. Ich habe nun von mir aus, gewid/s/sermassen als neutraler Dritter, Herrn Rowohlt den Vorschlag gemacht, er möge Dir wenigstens Abschriften der Manusp/k/ripte zur Verfügung stellen. Da es mir nicht bekannt ist, wie Du Dich zu einem solchen Ausgleichsvorschlage stellen würdest, wäre es mir angenehm, Deine Meinung hierüber zu hören. Ich habe Herrn Rechtsanwalt Dr. Rosenthal mit Schreiben vom heutigen Tage über den Sachstand informiert, da ich annehme, dass Du Dich mit Herrn Dr. Ro|senthal in Verbindung setzenWedekind suchte Wilhelm Rosenthal am 11.11.1909 auf: „Besuch bei Rosenthal“ [Tb]. wirst.

Mit herzlichem Gruss
Dein


Herrn Frank Wedekind,
München.

Frank Wedekind schrieb am 13. November 1909 in München folgenden Brief
an Kurt Hezel

Lieber Freund!

in Deinem letzten Schreiben an Dr. Rosenthal befindet sich ein Irrthum, den ich schon Dir gegenübervgl. Wedekind an Kurt Hezel, 4.11.1909. und gegenüber Herrn Rowohltvgl. Wedekind an Ernst Rowohlt, 9.11.1909 richtig gestellt habe. Ich habe die in Frage kommenden Manuscripte niemandem zur Aufbewahrung gegeben. Ich habe mich der Manuscripte nie in irgend welcher Weise entäußert, sondern sie sind mir einfach ohne mein Wissen in meiner AbwesenheitWedekind bezieht sich auf die Zeit nach seiner Flucht aus München am 30.10.1898 in die Schweiz und später nach Paris, von wo aus er nach Deutschland zurückkehrte, sich der Polizei stellte, seine Strafe im Gefängnis in Leipzig und auf der Festung Königstein wegen Majestätsbeleidigung verbüßte und am 3.2.1900 aus der Haft entlassen wurde. heimlich entwendet worden.

Ist Dein Klient bei dem Ankauf betrogen worden, dann hat er sich | doch ganz einfach bei dem VerkäuferErnst Rowohlt erwarb, vermittelt durch Hans von Weber, am 22.7.1909 Wedekinds Manuskripte von dem Münchner Antiquar Emil Hirsch (Karlstraße 6), der sie, vermittelt durch den Maler Rolf von Hoerschelmann, von Franziska zu Reventlow gekauft hat, die sie wiederum von Frida Strindberg anvertraut bekommen hatte. schadlos zu halten, der meines Wissens ein durchaus solventer Mann ist, und, wenn Herr Rowohlt die Manuscripte bona fide(lat.) im guten Glauben (juristischer Begriff). erworben hat, jedenfalls zur Herausgabe des Geldes gezwungen werden kann.

Daß es Herr Rowohlt über sich gewinnt, mir mein allerpersönlichstes Eigentum wissentlich vorzuenthalten, daß er sich im Besitz meiner nur für mich und meine Arbeiten bestimmten Aufzeichnungen glücklich fühlt, das macht mir einen so unangenehmen Eindruck daß es mir doppelt unangenehm sein muß, die Papiere in fremdem Besitz zu wissen.

Gegen Kopieren oder sonstige | Verf/v/ielfältigung der Manuscripte muß ich als Autor auf das allerentschiedenste protestieren. Wer den Inhalt der Manuscripte kennt, wird das nicht nur begreiflich sondern selbstverständlich und notwendig finden.

Mit besten Grüßen
Dein
Frank Wedekind.


13.11.9.

Prinzregentenstraße 50.

Kurt Hezel schrieb am 16. November 1909 in Leipzig folgenden Brief
an Frank Wedekind

JS.

16. November 09.


Lieber Freund!

In der Angeleng/ge/nheit des Herrn Rowohlt erhielt ich Deinen Brief vom 13. d. M.vgl. Wedekind an Kurt Hezel, 13.11.1909. und möchte, bevor ich auf den Inhalt desselben in sachlicher Beziehung eingehe, die Gelegenheit wahrnehmen, um Dir folgendes zu erklären:

Als Herr Rowohlt mich aufsuchte, und mich darum bat, seine Interessen in der jetzt schwebenden Angelegenheit wahrzunehmen, war mir lediglich die Tatsache bekannt, dass einzig und allein Frau Strindberg Ansprüche an die ManuskripteDer Münchner Rechtsanwalt Wilhelm Rosenthal hatte mit Brief vom 23.10.1909 Eigentumsansprüche seiner Mandantin Frida Strindberg an den Wedekind abhanden gekommenen und vom Leipziger Verleger Ernst Rowohlt angekauften Manuskripten angemeldet. Daraufhin beauftragte Ernst Rowohlt mit der Wahrung seiner Interessen den Leipziger Rechtsanwalt Kurt Hezel, der mit Brief vom 28.10.1909 Wilhelm Rosenthal darüber informierte, dass sein Mandant die Ansprüche Frida Strindbergs ablehne [vgl. Vinçon 1989, S. 444]. machte. Aus diesem Grund habe ich kein Bedenken getragen, das Mandat zu übernehmen. Ein Konflikt zwischen meinen freundschaftlichen BeziehungenMit Kurt Hezel war Frank Wedekind seit seiner Leipziger Zeit im Winter 1897/98 eng befreundet. zu Dir einerseits und den Interessen des Herrn Rowohlt andererseits, war zu dieser Zeit noch nicht vorhanden, im Gegenteil hoffte ich, unter Bezugnahme auf diese rein persön|lichen Beziehungen die Angelegenheit im allseitigen Interesse fördern und aufklären zu können. Gerade diese letztere Erwägung bestimmte mich sogar mit dazu, das Mandat für Herrn Rowohlt zu übernehmen.

Ich schildere Dir diesen Sachverhalt deshalb, weil es nach der zuletzt gepflogenen Korrep/s/pondenzvgl. Wedekind an Ernst Rowohlt, 9.11.1909 sowie Wedekind an Kurt Hezel, 13.11.1909. fast den Anschein hat, als ob es demnächst in der Tat zu dem vorerwähnten Konflikte kommen könnte. Es bedarf wohl meinerseits keiner besonderen Erklärung darüber, dass so+l++/bald/ dieser Konflikt tatsächlich eintritt, ich Herrn Rowohlt bitten werde, mich von der weiteren Wahrnehmung seiner Interessen zu entbinden. Diesen Konflikt möchte ich, und zwar, wie ich glaube, im allseitigen Interesse, vermeiden und bitte Dich daher, mich lediglich als ganz neutralen Dritten anzusehen, insoweit es sich um einen Gegensatz zwischen Deinen und den Interessen des Herrn Rowohlt handelt.

In der Sache selbst habe ich nun folgendes zu sagen, und zwar bitte ich Dich, die nachfolgenden Ausführungen meinerseits als vollkommen objektive ansehen zu wollen.

IchDie Korrektur wurde maschinenschriftlich direkt auf dem Kohlepapierdurchschlag ausgeführt. wiedeIch wid+++ zwar zunächst, dass zuerst au/rhole zunächst, dass zuerst Ansprüche auf/ | die Manusp/k/ripte ausschliesslich Frau Strindberg gemacht und dass Herr Rechtsanwalt Dr. Rosenthal mir und meinem Auftraggeber geschrieben hat, dass sie die in Frage kommenden Manuskripte von Dir geschenkt erhaltenDiese Aussage revidierte Frida Strindberg später in einem Privatbrief an Ernst Rowohlt, in dem sie um „Rückerstattung von Herrn Wedekinds Eigentum“ bat und versicherte, dass sie die Manuskripte „vor 6-7 Jahren in einem massiven Koffer mit Doppelschloss der Grfin. Reventlow, München, zur Aufbewahrung anvertraut hatte, als ich verreiste u. die ich seit 4 Jahren im Besitz Herrn Wedekinds wähnte, den ich gebeten hatte, sie an sich zu nehmen.“ [Frida Strindberg an Ernst Rowohlt, London 14.[12].1909. Monacensia/Stadtbibliothek, Nachlass Frank Wedekind, Sign.: L 2934]. habe. Herr Rechtsanwalt Dr. Rosenthal hat dann weiterhin von einer mit Frau Strindberg befreundeten Dame gesprochen und schliesslich hast Duvgl. Wedekind an Ernst Rowohlt, 31.10.1909. Frau Gräfin Reventlow mit der Angelegenheit in Verbindung gebracht. Bevor ich nun Deinen letzten Brief hatte, konnte weder ich, noch mein Auftraggeber der Anso/i/cht sein, dass der/Dir/ persönlich die Manuskripte gestohlen oder sonst entwendet worden sind. Aus Deinem Schreiben vom 31. Oktober 1909, welches Du an Herrn Rowohlt persönlich richtetest, musste ich/vie/lmehr entnommen werden dass Du Deinerseits die Manuskripte einer dritten Person, sei es der Frau Strindberg, sei es der Gräfin Reventlow oder sonst Jemand, zur Aufbewahrung übergeben hast und dass dann diese dritte Person ihrerseits in meinetwegen rechtswidir/ri/ger Weise über die Manuskripte verfügte.

Hätte sich der Sachverhalt in der Tat in dieser Weise zugetragen, so wären vom rein juristischen Standpunktenach § 932 BGB Gutgläubiger Erwerb vom Nichtberechtigten. Deine Ansprüche gegen Herrn Rowohlt nicht | begründet. Dies ist meine aufrichtige juristische Ueberzeugung, die zu verhehlen ich keinen Anlass habe. Ich kann deshalb ai/u/ch die Berechtigung Deiner Vorwürfe gegenüber der Person des Herrn Rowohlt nicht ganz anerkennen. Denn Du musst doch wohl mit in Erwägung ziehen, dass Herr Rowohlt durchaus befugt ist, sich auf den rein juristischen Standpunkt zu stellen und dass er von diesem Gesichtspunkte aus, wenn das Recht auf seiner Seite ist, keinen Anlass hat, Dir die Manuskripte auszuhändigen. Es ist lediglich eine Frage des rein persönlichen Empfindens, ob Herr Roo/w/ohlt die Rechtsfrage ausser acht lassen und Dir ungeachtet der rie/ei/n juristischen Sachlage die Manuskripte auf alle Fälle zur Verfügung stellen will. Auf diesen letzteren Standpunkt stellt sich Herr Rowi/o/hlt nicht und man wird ihm hieraus in moralischer Beziehung durchaus keinen Vorwurf machen können. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass Herr Rowohlt gar nicht beabsichtigt, die Manuskripte zu veröffentlichen, sondern dass er sich einfach als SammlerErnst Rowohlt war Mitglied der Gesellschaft der Bibliophilen. Auf deren Jahrestreffen in München (25.9.1909) hatte er sich mit dem Erwerb der Manuskripte gebrüstet, was Frank Wedekind zu Ohren gekommen war. Vgl. Schardt 2004, S. 534. an diesen für ihn selbstverständlich höchst wertvollen Manuskripten erfreuen möchte.

Diese ganze Sachlage würde sich ändern, wenn die Manuskripte, wie Du es in Deinem letzten Briefe | darstellst, nicht erst einer dritten von Dir mit der Aufbewahrung der Manuskripte betrauten Person, sondern Dir selbst gestohlen worden wären. Ich glaube auch nicht daran zweifeln zu sollen, dass Herr RowohlSchreibversehen statt Rowohlt., sobald er sich von der Richtigkeit dieser neuen Sachdarstellung überzeugt/e/n kann, die Manuskripte ohne weiteres zurückgibt, dass Herr Rowohlt sich aber schon jetzt hierzu bereit erklärt, wirst Du kaum verlangen können. So wenig ich selbst an der Richtigkeit der jetzt von Dir gegebenen Sachdarstellung zweifele, so weng/i/g kann ich es Herrn Rowohlt als einem gänzlich Fe+d/Fremd/stehenden zumuten, sich an Deiner jetzigen Erklärung genügen zu lassen. Vielmehr halte ich es, um auch meinerseits in die Lage versetzt zu werden, ein nicht nur subjektives, sondern vokk/ll/kommen objektives Urteil abgeben zu können, für unbedingt erforderlich, dass die concreten Einzelheiten über das Schicksal der Manuskripte mitgeteilt werden. Herr Rowohlt muss doch wenigstens die Möglichkeit haben, die von Dir angegebenen Tatsachen einer Nachprüfung seinerseits zu unterziehen, gleichgültig, ob er von dieser Möglichkeit Gebrauch machen | wo/i/ll. Wenn es daher in Deinem Interesse liegt, Dich meiner objektib/v/en Mitwirkung bei der Regelung der Angelegenheit zu bedienen, so würde ich Dich darum bitten, mir detailliert mitzuteilen, auf welche Art und Weise die Manuskripte abhanden gekommen sein können. In dieser Richtung schriebsc/t/ Du in Deinem am 31. Oktober d. J. an Herrn Rowohlt gerichteten Briefe, dass Du die Manuskripte bei Deiner plötzlichen Reise nach Zürich in München zurückgelassen hast, mit der Bitte, sie Dir nach Zürich nachzuschicken. Aus der Fassung dieses Satzes muss doch geschlossen werden, dass Du die Manuskripte o/i/rgend Jemand zur Aufbw/e/wahrung übergeben hast oder dass Du Jemand zum Hüter Deiner Manuskripte und sonstigen Vermögensgegenstände eingesetzt hast. Ich glaube, dass es viel zur Klärung der Sachlage beitragen würde, wenn Du Dich entschliessen könntest, concrete Tatsachen in dieser Richtung mitzuteilen.

Ich gebe übrigens Deinem rein persönlichen Ermessen anheim, Dich mit Herrn Dr. Rosenthal, der bis jetzt die Angelegenheit in durchaus sachlicher Art und Weise geführt hat, auch weiterhin in Verbindung zu halten. Ich masse mir selbstverständlich nicht das Recht | an, Dich in dieser Richtung zu beraten, möchte es jedoch nicht unterlassen haben, Dir diesen Punkt wenigstens zur Ueberlegung anheim zu geben.

Ich darf wohl annehmen, dass Du mich von Deiner Stellungnahme zu diesen Ausführungen bald benachrichtigst, und begrüsse R/D/ich herzlich als
Dein


PS. Soeben erhalte ich von Herrn Rechtsanwalt Dr. Rosenthl/a/l in der fraglichen Angelegenheit einen Bi/r/ief, in welchem er mir unter Anderem folgendes mitteilt:

„Die Frage, ob Herr Wedekind, oder, wie ich auf Grund Information der Frau Strindberg annehme, Frau Strindberg Eigentümer der Handschriften ist, scheidet jedenfalls im Verhältnis zwischen Herrn Wedekind und Herrn Rowohlt aus.“

Diese Auffassung des Herrn Dr. Rosenthal vermag ich nicht zu teilen. Ich halte es selbstverständlich für wesentlich, dass auch im Verhältnis zwischen Dir | und Herrn Rowohlt klar gestellt wird, ob Frau Strindberg irgendwelche Eigentumsrechte geltend zu machen in der Lage ist.

Wiederholt empfohlen
D. U.

Kurt Hezel schrieb am 24. November 1909 in Leipzig folgenden Brief
an Frank Wedekind

[1. Entwurf:]


24 Nov. 1909


Herrn F. W.


Lieber Freund!

In Deiner AngelegenheitDer Rechtsanwalt Kurt Hezel vertrat in der Angelegenheit der Wedekind abhanden gekommenen Manuskripte den Leipziger Verleger Ernst Rowohlt, der diese Manuskripte aufgekauft hatte. mit H R habe ich auf Dein letztes Schreibenvgl. Wedekind an Kurt Hezel, 13.11.1909. hin mit meinem Auftraggeber Rücksprache genommen u mich mit ihm dahin geeinigt, das Mandat sofort an einen anderen meiner Kollegen abzugeben sobald Du den Klagweg gegen H. R. beschreiten solltest. Zur Zeit möchte ich mit der Abgabe des Mandats noch warten, weil ich der Meinung bin, daß die Angelegenheit durch e. gütlichen Ausgleich ihre Erledid/g/ung finden kann. Zur Herbeiführung einer solchen würde ich gern meine Tätigkeit zur Verfügung stellen. Ich sehe daher zunächst Deiner Rückäußerung auf mein Schreibenvgl. Kurt Hezel an Wedekind, 16.11.1909. vom 16. Nov. d. J. entgegen u bitte Dich, mir mitzuteilen, ob Du nach Lage der/s/ Falles eine gütliche Verständigung mit Herrn R. für möglich erachtest.

Ich bin mit den herzlichsten Grüßen
Dein


[2. Abgesandter Brief:]


24. November 1909.
ER.


Herrn Frank Wedekind,
München.
Prinzregentenstrasse 50.


Lieber Freund!

In Deiner Angelegenheit mit Herrn Rowohlt habe ich auf Dein letztes Schreiben hin mit meinem Auftraggeber Rücksprache genommen und mich mit ihm dahin geeinigt, das Mandat sofort einem anderen meiner Kollegen abzugeben, sobald Du den Klagweg gegen Herrn Rowohlt beschreiten solltest. Zur Zeit möchte ich mit der Abgabe des Mandats noch warten, weil ich der Meinung bin, dass die Angelegenheit durch einen gür/t/lichen Ausgleich ihre Erledigung finden kann. Zur Herbeiführung einer sk/o/lchen würde ich gern meine Tätigkeit zur Verfügung stellen. Ich sehe daher zunächst Deiner Rückäusserung auf mein Schreiben vom 16. November dieses Jahres entgegen und bitte Dich, mir mitzuteilen, ob Du nach Lage des Falles eine | gütliche Verständigung mit Herrn Rowohlt für möglich erachtest.

Ich bin mit den herzlichsten Grüßen
Dein

Frank Wedekind schrieb am 25. November 1909 in München folgende Postkarte
an Kurt Hezel

Königreich Bayern
Postkarte


Herrn Dr. Kurt Hetzel
Rechtsanwalt
Leipzig.
Schillerstrasse 3. |


Lieber Freund!
Ich sage Dir meinen herzlichsten Dank. Ich habe morgen einen VortragAm Freitag, 26.11.1909, um 20 Uhr las Wedekind im berühmten Konzerthaus Conventgarden in Hamburg die Einakter „Der Stein der Weisen“ (1909) und „Totentanz“ (1905) vor [vgl. Hamburger Fremdenblatt, Jg. 81, Nr. 279 v. 28.11.1909]. in Hamburg und bin voraussichtlich Samstag AbendWedekind fuhr Samstagnacht mit dem Schlafwagen und kam erst Sonntagmorgen, 28.11.1909 in Leipzig an: „Ankunft in Leipzig. Hetzel liegt noch zu Bett.“ [Tb, 28.11.1909, vgl. auch Tb, 27.11.1909] in Leipzig. Können wir uns im Ratskeller treffen. Ich telegraphiere, wann ich dort sein werde.

Mit herzlichen Grüßen
Dein Frank Wedekind

Frank Wedekind schrieb am 1. Dezember 1909 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Kurt Hezel

[Hinweis in Wedekinds Notizbuch (Nb 9, Blatt 33r. Mü, L 3501/9):]


Stein der Weisen schicken an ‒

[...]

Kurt Hetzel.

Kurt Hezel schrieb am 4. Dezember 1909 in Leipzig folgenden Brief
an Frank Wedekind

[1. Entwurf:]


An Herrn Frank Wedekind


4. Dec. 09.


Lieber Freund!

In Deiner Angelegenheit mit Herrn Rowohlt hatte ich am 13. v. Mts. eine sehr eingehende Schlußkonferenz mit Herrn R.

Deren Ergebniß ist das folgende:

„Herr R. verweigert die freiwillige Herausgabe der fragl. Manuskripte an Dich; dagegen erklärt er sich für den Fall, daß Du auf den erhobenen Herausgabeanspruch verzichten würdest, bereit, Dir eine genaue Abschrift der Manuskripte, soweit Du einer solcher bedarfst, kostenlos zu liefern, u. zwar eine Abschrift, die Herr R. zwecks voller Wahrung der gebührende Diskretion, persönlich anfertigen wird.“

Ich habe am Schluß der Konferenz Herrn R erklärt, daß ich für den Fall, daß es zu einem gerichtlichen Austrag der Sache kommen müßte, ihn nicht weiter vertreten könnte, im Hinblick auf meine freundschaftlichen Beziehungen zu Dir. |

Ebenso ist es umgekehrt ausgeschlossen, daß ich eine Klage für Dich gegen Herrn R führen würde. Du würdest vielmehr, falls es zu einer Klage kommt, wie neulich besprochen, meinen hiesigen Kollegen Dr Martin Drucker den Klagauftrag zuweisen.

Ich bleibe, Deine Erklärung darüber erwartend, ob Du Dich etwa in der Lage befinden zu können glaubst, den Ausgleichvorschlag des Herrn R., wie ich ihn oben kennzeichnete, zu accet/p/tiren.

Ich verbleibe mit den herzlichsten Grüßen
Dein.


[2. Abgesandter Brief:]


4. Dezember 09.


Lieber Freund!

In Deiner AngelegenheitKurt Hezel legte in der Angelegenheit der Wedekind abhanden gekommenen und von dem Leipziger Verleger Ernst Rowohlt aufgekauften Manuskripte sein Mandat nieder. mit Herrn Rowohlt hatte ich am 13. vorg. Mts. eine sehr eingehende Schlusskonferenz mit Herrn Rowohlt.

Deren Ergebnis ist das folgende:

„Herr Rowohlt verweigert die freiwillige Herausgabe der fraglichen ManuskripteEs handelte sich um ein Schulheft Wedekinds mit 20 Gedichten und einem Register, um den Prosaentwurf „Eden“ (eine Vorstufe zu „Mine-Haha“) und zwei Tagebücher vom 24.5.1889 bis 22.10.1890 [vgl. Vinçon 1989, S. 447f.]. an Dich; dagegen erklärt er sich für den Fall, daß Du auf den erhobenen Herausgabeanspruch verzichten würdest, bereit, Dir eine genaue AbschriftVon allen vier Manuskripten sind Typoskripte in der Abschrift Ernst Rowohlts enthalten [vgl. Vinçon 1989, S. 448]. der Manuskripte, soweit Du einer solcher bedarfst, kostenlos zu liefern, und zwar eine Abschrift, die Herr Rowohlt, zwecks | voller Wahrung der gebührenden Diskretion, persönlich anfertigen wird.“

Ich habe am Schluss der Konferenz Herrn Rowohlt erklärt, daß ich für den Fall, daß es zu einem gerichtlichen Austrag der Sache kommen müsste, ihn nicht weiter vertreten könnte, im Hinblick auf meine freundschaftlichen Beziehungen zu Dir. |

Ebenso ist es umgekehrt ausgeschlossen, daß ich eine Klage für Dich, gegen Herrn Rowohlt führen würde. Du würdest vielmehr, falls es zu einer Klage kommt, wie neulich besprochenZur Besprechung mit Wedekind am 29.11.1909 in Leipzig hielt Kurt Hezel in einer Aktennotiz fest: „Ich gab demselben bekannt, daß Herr R. nach Mitteilung seiner Logiswirtin verreist sei und daß deshalb die gewünschte Ausgleichkonferenz nicht stattfinden könne. Ich empfahl Herrn F. W. für den Fall, daß zwischen ihm u. Herrn R ein Klagverfahren notwendig sei, sich der Dienste des Herrn RA. Dr Martin Drucker zu versichern“. Schon am Vorabend hatte sich Wedekind mit Hetzel und Drucker getroffen: „Abends mit Hetzel und Martin Drucker bei Simmer“ [vgl. Tb, 28.11.1909]., meinem hiesigen Kollegen Dr. Martin Drucker den Klagauftrag zuweisen.

Ich bleibe, Deine Erklärung darüber erwartend, ob Du Dich | etwa in der Lage befinden zu können glaubst den Ausgleichsvorschlag des Herrn Rowohlt, wie ich ihn oben kennzeichnete, zu akzeptieren.

Ich verbleibe mit den herzlichsten Grüssen
Dein


Herrn
Frank – Wedekind,
München

Kurt Hezel und schrieben am 12. Februar 1916 in Leipzig folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[1. Hinweis in Frank Wedekinds Brief an Tilly Wedekind vom 11.4.1916 aus Berlin:]


Außerdem schick mir bitte die beiden BriefeDer hier erschlossene Brief und ein weiteres erschlossenes Korrespondenzstück [vgl. Kurt Hezel an Wedekind, 25.3.1916]. von Kurt Hetzel, die in meinem Briefkästchen auf dem Schreibtisch stecken.


[2. Hinweis in Tilly Wedekinds Brief an Frank Wedekind vom 12.4.1916 aus München:]


Hier sind die Briefe von Kurt Hetzel.


[3. Hinweis in Frank Wedekinds Brief an Tilly Wedekind vom 14.4.1916 aus Berlin:]


Innigen Dank für [...] die Übersendung der Briefe Hetzels, [...].


[4. Hinweis in Frank Wedekinds Brief an Kurt Hezel vom 16.4.1916 aus Berlin:]


Empfang herzlichen Dank für Dein schönes Gedicht, das Du mir zu unserem Gastspiel in München sandtest.

Kurt Hezel schrieb am 25. März 1916 in Leipzig folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[1. Hinweis in Frank Wedekinds Brief an Tilly Wedekind vom 11.4.1916 aus Berlin:]


Außerdem schick mir bitte die beiden BriefeDer hier erschlossene Brief und ein weiteres erschlossenes Korrespondenzstück [vgl. Kurt Hezel an Wedekind, 12.2.1916]. von Kurt Hetzel, die in meinem Briefkästchen auf dem Schreibtisch stecken.


[2. Hinweis in Tilly Wedekinds Brief an Frank Wedekind vom 12.4.1916 aus München:]


Hier sind die Briefe von Kurt Hetzel.


[3. Hinweis in Frank Wedekinds Brief an Tilly Wedekind vom 14.4.1916 aus Berlin:]


Innigen Dank für [...] die Übersendung der Briefe Hetzels [...].


[4. Hinweis in Frank Wedekinds Brief an Kurt Hezel vom 16.4.1916 aus Berlin:]


Dann kamen die gedankenvollen Verse, die Du mir zum Tode meiner Mutter schriebst.

Frank Wedekind schrieb am 16. April 1916 in Berlin folgenden Brief
an Kurt Hezel

EDEN-HOTEL
BERLIN
AM ZOOLOGISCHEN GARTEN


16.4.16.


Lieber teurer Freund!

Empfang herzlichen Dank für Dein schönes GedichtBegleitschreiben nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Kurt Hezel an Wedekind, 12.2.1916., das Du mir zu unserem Gastspiel in MünchenVom 12.2.1916 bis zum 11.3.1916 gaben die Kammerspiele in München das Gastspiel mit 20 Vorstellungen: Neunmal wurde „Marquis von Keith“ aufgeführt (Vorstellungen am 12., 13., 16., 17., 22. und 24.2.1916 sowie am 2., 5. und 8.3.1916), sechsmal „Hidalla“ (Vorstellungen am 19., 20., 23., 25. und 29.2.1916 sowie am 9.3.1916) und fünfmal „Erdgeist“ (Vorstellungen am 26. und 27.2.1916 sowie am 1., 4. und 11.3.1916). sandtest. Ich dachte vergangner Zeiten und freute mich von neuem an einstiger Fröhlichkeit. Dann kamen die gedankenvollen VerseBegleitschreiben nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Kurt Hezel an Wedekind, 25.3.1916., die Du mir zum Tode meiner MutterEmilie Wedekind starb am 25.3.1916 an einer Lungenentzündung, die sie sich am 21.2.1916 zugezogen hatte, als sie zum 100. Geburtstag ihres Gatten einen Kranz am Grab niederlegte. schriebst. Herzlich freue ich mich, daß Deine Muse so freigebig und guter | Dinge. Da wirst Du, mein lieber froher Schicksalsgefährte sicherlich auch von den Wogen en/m/por gehat/l/ten trotz der furchtbaren Zeit in abgeklärter Ruhe Deine Bahn segeln. Wenn Du nach München kommst laß es mich bitte wissen. Ich würde mich innig freuen wieder einmal mit DirLaut Tagebuch trafen sich die beiden Freunde in Leipzig am 21.9.1916 („Abends R.K mit Hetzel“) und am 22.9.1916 („Rathskeller mit Hetzel“). zusammenzuseinDie Zusammenschreibung ist unsicher. Ein Trennstrich am Zeilenende verbindet „zusammen“ und „zu“, der Abstand zum „tun“ ist ungewöhnlich groß..

In Treue
Dein alter
Frank Wedekind.

Kurt Hezel schrieb am 27. Dezember 1916 in Leipzig folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Bildpostkarte an Kurt Hezel vom 28.12.1916 aus München:]


[...] Herzlichen Dank für Deine lieben Worte und schönen Wünsche.

Frank Wedekind schrieb am 28. Dezember 1916 in München folgende Bildpostkarte
an Kurt Hezel

Herrn Iustizrat
Dr. Kurt Hetzel
Leipzig
Goethestrasse 1 II.


Lieber Kurt! Herzlichen Dank für Deine lieben Worte und schönen Wünschenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Kurt Hezel an Wedekind, 27.12.1916.. Hoffentlich sehen wir uns recht bald einmal wieder in Leipzig oder München um uns gemeinsam über Beendigung des WeltentsetzensEnde des Weltkriegs. Wedekinds Hoffnung von einer raschen Beendigung der Kriegshandlungen, die sich womöglich aus dem Friedensangebot der Mittelmächte vom 12. Dezember 1916 speiste, ging nicht in Erfüllung. Wedekind erlebte das Kriegsende (11.11.1918) nicht. Auch ist bis zu seinem Tod (9.3.1918) eine Begegnung mit Kurt Hezel im Tagebuch nicht mehr nachzuweisen. zu freuen. Die herzlichsten Wünsche fürs kommende Jahr und alle Zukunft. In alter Freundschaft Dein Frank Wedekind.

Kurt Hezel schrieb am 31. August 1917 in Bad Reichenhall folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[1. Hinweis in Wedekinds Brief an Kurt Hezel vom 24.10.1917 aus München:]


Deine Karte aus Reichenhall fand ich hier vor [...]

Kurt Hezel schrieb am 1. September 1917 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Brief an Kurt Hezel vom 24.10.1917 aus München:]


Deine Kartenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Kurt Hezel an Wedekind, 31.8.1916. aus Reichenhall fand ich hier vor, ebenso die Karte, die Du mier hier ließest.

Frank Wedekind schrieb am 24. Oktober 1917 in München folgenden Brief
an Kurt Hezel

München 24 Oktober 1917.


Lieber Freund!

Mit gleicher Post mache ich mir die Freude, Dir meinen HeraklesFrank Wedekinds Versdrama „Herakles“ (1917) enthält die gedruckte Widmung „Dem lieben Freunde Doktor Kurt Hezel vieler seliger Stunden eingedenk.“ [KSA 8, S. 234] zu übersenden. Außerordentlich leid tat es mir, daß wir uns Anfang September hier in München nicht getroffenTilly und Frank Wedekind waren am 10.5.1917 in die Schweiz abgereist, von wo sie erst am 7.10.1917 nach München zurückkehrten. haben. Deine Karte aus Reichenhallnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Kurt Hezel an Frank Wedekind, 31.8.1917. fand ich hier vor, ebenso die Karte, die Du mier hier ließestnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Kurt Hezel an Frank Wedekind, 1.9.1917.. Es wäre | mir eine große Freude gewesen, Dir meine Kinder und mein Heim zeigen zu können. Meine Frau hätte sich auch sehr gefreut, Dich nach elf Jahren wiederzusehenFrank Wedekind dürfte sich auf zwei Reisen, die er mit Tilly Wedekind von Berlin aus zu „Hidalla“-Gastspielen nach Leipzig machte, beziehen. Im Tagebuch notierte er am 13.1.1906: „Hidalla. Nachher mit Kurt Hetzel [...] und Tilly im Rathskeller“ und am 20.1.1906 „Hidalla [...] im Leipziger Schauspielhaus. Nachher mit Hetzel im Rathskeller“.. In der Schweiz war es sehr schön. Eine Unmenge von Jugendbekannten, wo wir mit unseren AufführungenIn seinem Tagebuch notierte Frank Wedekind Aufführungen von „Erdgeist“ am 19., 20., 21.5.1917 und 3.6.1917 in Zürich, am 23.5.1917 in Basel, am 6.6.1917 in Davos und am 23.6.1917 in Baden. Außerdem vermerkte er eine Lesung seines „Herakles“ am 13.6.1917 in Zürich. hinkamen, dazu das Schwimmen im See, das Rudern, die Ausflüge mit den KindernAusflüge mit Pamela und Kadidja Wedekind sind durch das Tagebuch zu den fußläufigen Zielen Ronashorn (30.5.1917), den Sonnenberg (4.6.1917 u.a.), Ütliberg (24.7.1917) sowie Tagesfahrten nach Lenzburg (18.7.1917) und Luzern (29.7.1917) belegt., die mit Hochgefühl auf den Spuren ihres geliebten Wilhelm | TellDer Vierwaldstätter See, wo sich die legendäre Geschichte vom Schweizer Freiheitskämpfer und Nationalhelden Wilhelm Tell ereignete, lud mit zahlreichen Gedenkstätten wie dem Telldenkmal in Altdorf, der Tellsplatte bei Sisikon, Tellskapellen und Wanderwegne etwa von Rütli nach Bauen oder durch die Hohle Gasse nach Küssnacht zur Spurensuche ein. wanderten.

Was macht unser liebes Leipzig? An unseren letzten Abend im RatskellerDem Tagebuch zufolge trafen sich die beiden Freunde im Leipziger Ratskeller am Freitag, 22.9.1916: „Rathskeller mit Hetzel.“ habe ich noch oft mit stillem Entzücken gedacht. Grüße bitte die Herren BungonenDie philosophisch literarische Herrenrunde hatte sich am 21.9.1916, wie jeden Donnerstag, zum Bungonenstammtisch [vgl. Witkowski 2010, S. 263-265] im Ratskeller getroffen, wie Wedekind notierte: „Abends R. K. mit Hetzel Drucker Herrmann und Prof. Eulenburg.“ [Tb]]. – Der Name Bungonen dürfte sich wohl von der japanischen Provinz Bungo (heute: Präfektur Ōita) herleiten. von mir. Wenn die Welt nicht noch entsetzlicher wird als sie sowieso schon ist wäre es ja möglich daß wir uns im Lauf des Winters einmal in Leipzig sehen. Übrigens schiene mir Kurt StielerDer Schauspieler Kurt Stieler, den Wedekind seit langem kannte, war in Leipzig an den Städtischen Theatern (Direktion Max Martersteig) engagiert [Deusches Bühnen-Jahrbuch 1917, S. 471]. ein ausgezeichneter Herakles. Allerdings ist | die Rolle rein textlich so umfangreich, daß ich daran zweifeln muß ob sie je ein Gedächtnis bewältigt. Wird aber der Text nicht spielend beherrscht, dann fällt wie bei all meinen Stücken, der ganze Kram auseinander.

Laß es Dir auch fürder gut gehen, lieber Freund und sei herzlichst gegrüßt von
Deinem getreuen
Frank Wedekind.