München, 24. Juli 1914.
Lieber verehrter Herr Altenberg!
Hochherzige Freunde deutscher Dichtung schenkten mir zum fünfzigsten Geburtstage eine EhrengabeIm Hinblick auf Wedekinds 50. Geburtstag (24.7.1914) veröffentlichte ein neunköpfiges Komitee – bestehend aus den Schriftstellern Herbert Eulenburg, Maximilian Harden, Thomas Mann, Kurt Martens, Felix Salten und Hans von Weber, dem Schauspieler Friedrich Kayssler, dem Theaterintendanten Gustav Gans Edler zu Putlitz und dem Verleger Georg Müller – im Mai 1914 einen in mehreren Tageszeitungen und Zeitschriften abgedruckten „Aufruf“ zur Stiftung einer „Ehrengabe“, um „diesen Dichter, der als einer unserer bedeutendsten Dramatiker um die Freiheit seines Schaffens bis auf den heutigen Tag schwer kämpfen und leiden mußte, einen schwachen Entgelt hierfür und besonders ein Zeichen öffentlicher Verehrung zu bieten“ [Die Zukunft (Berlin). Hrsg. von Maximilian Harden, Jg. 22, Bd. 87, Nr. 35, 30.5.1914, S. 302]. Insgesamt liefen 6433 Mark ein, die Wedekind zu gleichen Teilen an die Schriftsteller Peter Altenberg, Georg Busse, Franz Evers, Hanns von Gumppenberg, Arno Holz und Paul Scheerbart weitergab [vgl. Kutscher 3, S. 175f.]. in ansehnlicher Höhe. Wollen Sie mir die Freude bereiten, einen kleinen Teil dieser Gabe als Ausdruck der Gefühle des Dankes und der Verehrung entgegenzunehmen, die alle Kenner Ihrer Werke seit vielen Jahren für Ihre Dichtungen hegen. Einzig und allein das Bestreben, das Augenmerk unseres Volkes mit Nachdruck auf Ihr reiches Lebenswerk und auf die bedeutenden Verdienste zu lenken, die Sie sich um die deutsche Literatur erworben haben, gibt mit den Mut, diese Bitte an Sie zu richten.
In grösster Hochschätzung
Ihr ergebener
Frank Wedekind.
Einlage: Ein Checknicht überliefert..