FRANK WEDEKIND.
Sehr geehrter HerrFritz Brüggemann, verzeichnet als Schriftsteller Friedrich Adolf Brüggemann in München (Schellingstraße 3) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1903, Teil II, S. 585], gab die Zeitschrift „Freistatt“ heraus (siehe unten).,
erlauben Sie mir Ihnen
beiliegenden AufsatzDas als Druckvorlage für die „Freistatt“ (siehe unten) dienende Manuskript liegt dem Brief nicht mehr bei und ist verschollen; erhalten ist eine vollständige Reinschrift „Schriftsteller Ibsen und ‚Baumeister Solneß‘“, die aber nicht mit der „nicht mehr erhaltenen Druckvorlage“ [KSA 5/III, S. 755] übereinstimmt., den ich im Laufe dieses Winters im A. Dramatischen VereinDie vom Akademisch-Dramatischen Verein (gegründet 1891) in München veranstaltete Lesung Wedekinds fand am 29.1.1902 statt; angekündigt war: „Der sechste literarische Abend des Vereins findet Mittwoch, den 29. Januar, abends 8 Uhr, im Restaurant Eckel, Theresienstraße, statt. Das Programm hat Hr. Frank Wedekind übernommen, der im ersten Theil seine Novelle ‚Mine Haha‘, im zweiten einen kritischen Essay ‚Schriftsteller Ibsen und Baumeister Solnes‘ vorlesen wird. Gäste sind auch ohne Einladung und Einführung herzlich willkommen.“ [Akademisch-dramatischer Verein. In: Allgemeine Zeitung, Jg. 105, Nr. 28, 29.1.1902, 2. Abendblatt, S. 6] vorlas, zur AufnahmeFritz Brüggemann nahm Wedekinds Aufsatz, der in der Erstfassung unter dem Titel „Schriftsteller Ibsen (‚Baumeister Solneß‘)“ [KSA 5/II, S. 131-144] vom 2. bis 5.11.1895 in Fortsetzungen in der „Neuen Zürcher Zeitung“ erschienen ist, für die „Freistatt“ an, wo er im überarbeiteten Zweitdruck [vgl. KSA 5/II, S. 176-188; KSA 5/III, S. 755] erschien [vgl. Frank Wedekind: Schriftsteller Ibsen und „Baumeister Solneß“. Ein kritischer Essay. In: Freistatt. Kritische Wochenschrift für Moderne Kultur, Jg. 4, Heft 28, 13.7.1902, S. 285-289]. in Ihre
geschätzte ZeitschriftFritz Brüggemann war zunächst Herausgeber des „Münchner Salonblatt“, dann umbenannt in „Freistatt“, wie die Presse meldete: „Das ‚Münchner Salonblatt‘ gab heute seine letzte Nummer unter dem alten Titel heraus. Mit der nächsten Nummer erscheint das seit dem 1. April in eine kritische Wochenschrift umgestaltete Blatt unter dem endgiltigen Titel ‚Freistatt‘, kritische Wochenschrift für moderne Kultur. Aus der Ankündigung der heutigen Nummer entnehmen wir noch, daß der Inhalt des Blattes insofern eine Erweiterung erfährt, als nunmehr auch sozialwissenschaftliche und politische Arbeiten, die ein allgemeines Interesse beanspruchen, in den Rahmen der kritischen Betrachtung ausgenommen werden.“ [Münchner Presse. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 55, Nr. 297, 30.6.1902, S. 4] Gegen Jahresende übernahm Alexander von Bernus die Zeitschrift: „Der Verlag und die Schriftleitung der hier erscheinenden Wochenschrift ‚Freistatt‘ ist von Herrn Fritz Brüggemann an Herrn A. v. Bernus übergegangen.“ [Allgemeine Zeitung, Jg. 105, Nr. 333, 3.12.1902, Münchener Stadt-Anzeiger, S. 2] anzubieten. Sollten Sie ihn für dazu geeignet finden,
dann darf ich | Sie wol, da ich eben zu verreisen gedenke, ersuchen, mir ein
Honorar von M. 70. zukommen zu lassen
zu wollen.
In Erwartung Ihrer
geehrten Entscheidung in vorzüglichster Hochschätzung
Frank Wedekind.
München 16. Juni 1902.
Franz Josefstraße 42.II.r.