[1. Briefentwurf:]
An Tilly.
Mit Gewalt reißt des
Schicksals Wut
Grausam uns von einander
Ob auch jeder sein
liebstes tut
Wir ersticken selbander„zu zweien“ [DWB, Bd. 16, Sp. 428].
Tilly gieb mir noch
einen Kuß!
Es kommt ja doch wie es
kommen muß.
Du bist jung und dein
Herzblut wallt
Mächtig dem Glück
entgegen.
KeinenSchreibversehen (irrtümlich nicht korrigiert), statt: Keinem. grämlichen
Aufenthalt
Ertrag’ Widme
du/ich/ meinetwegen
Tilly gieb mir noch
einen Kuß!
Es kommt ja doch wie es
kommen muß.
Ich bin alt und der Jahre Gebrechen Last
Zwingt mich in’s
Eigenbrödeln
Nimmer wollt mit dem
siechen Gast
Ich meine Zeit
vertrödeln.
Tilly gieb mir noch
einen Kuß!
Es kommt ja doch wie es
kommen muß.
[2. Abschrift der
verschollenen Reinschrift durch Heinrich Mann:]
An
Tilly
Mit Gewalt reisst des Schicksals Wut
Grausam uns von einander.
Ob auch Jeder sein Liebstes thut,
Wir ersticken selbander.
Tilly, gieb mir noch einen Kuss!
Es kommt ja doch, wie es kommen muss.
—
Du bist jung und Dein Herzblut wallt
Mächtig dem Glück entgegen.
Keinem grämlichen Aufenthalt
Widme Dich meinetwegen.
Tilly, gieb mir noch einen Kuss!
Es kommt ja doch, wie es kommen muss.
—
Ich bin alt. Des Gebrechens LastWedekind litt unter seiner nicht heilenden Bauchwunde; so notierte er am 17.2.1918: „Weinkrampf wegen meines Bruches“ [Tb], oder am 23.2.1918 (im letzten Tagebucheintrag vor seinem Tod): „Mein Bruch macht mir Beschwerden.“ [Tb]Wedekind litt unter seiner nicht heilenden Bauchwunde; so notierte er am 17.2.1918: „Weinkrampf wegen meines Bruches“ [Tb], oder am 23.2.1918 (im letzten Tagebucheintrag vor seinem Tod): „Mein Bruch macht mir Beschwerden.“ [Tb]
Zwingt mich ins Eigenbrödeln.
Nimmer wollt’ mit dem siechen Gast
Ich meine Zeit vertrödeln.
Tilly, gieb mir noch einen Kuss!
Es kommt ja doch, wie es kommen muss.
—
Frank.
27/25/. Febr. 1917Schreibversehen, statt: 1918. Wedekind übergab das Briefgedicht am 25.2.1918 seiner Frau [vgl. Wedekind 1969, S. 194] und dürfte es auf diesen Tag datiert haben..