Euer HochwohlgeborenAnrede für ein Mitglied des niederen Adels. Da von den beiden Herausgeber*innen der Zeitschrift „Frauen-Zukunft“ nur Gabriele von Lieber dem Adel angehörte, muss Wedekinds Brief an sie gerichtet sein.
wollen meinen
allerergebensten Dank für das schöne Geschenk entgegennehmen, das Sie mir durch
die Übersendung des ersten BandesDas Wedekind übersandte Exemplar des ersten Halbjahrgangs der Zeitschrift "Frauen-Zukunft" (April bis Oktober 1910) ist nicht überliefert. Wie Wedekinds Hinweis auf Liebers „liebenswürdige Aufforderung zur Mitarbeiterschaft“ an der Zeitschrift nahelegt, lag der Sendung ein Begleitschreiben bei, das gleichfalls nicht erhalten ist; erschlossenes Korrespondenzstück: Lieber an Wedekind, 2.11.1910. der „FrauenzukunftDie literarisch-kulturpolitische Monatsschrift „Frauen-Zukunft“ erschien von April 1910 bis September 1911 im Frauen-Verlag (München, Leipzig) und wurde von den Schriftstellerinnen Meta Hammerschlag und Gabriele von Lieber zusammen mit dem Wirtschaftswissenschaftler Hanns Dorn herausgegeben. Trotz ihres programmatischen Titels wollte die Monatsschrift „keine Zeitschrift der Frauenbewegung“ sein: „Sie sieht und urteilt nicht vom Standpunkt der Frau allein, sondern auch vom Standpunkt des Mannes. Sie will ein Sammelpunkt sein für wissenschaftliche Arbeit und ein Kampfplatz für alle, die Neues und Eigenes über die Frau zu sagen haben. So wird sie letzten Endes mithelfen die Bewegung, die durch die Frauen der Gegenwart geht, auszurichten auf dauernde Werte.“ [Frauen-Zukunft. Eine Monatsschrift. Jg. 1 (1910/11), Bd. 1, H. 1, S. 1, zit. n. Dietzel/Hügel 2, Nr. 1019, S. 437]. An den eineinhalb Jahrgängen der Zeitschrift arbeiteten namhafte Frauenrechtlerinnen, Politiker, Schriftsteller*innen und Journalist*innen wie Peter Altenberg, Eduard Bernstein, Minna Cauer, Stefan Großmann, Arthur Holitscher, Rosa Mayreder, Grete Meisel-Heß und Jakob Wassermann mit [sämtliche Informationen nach Dietzel/Hügel 2, Nr. 1019, S. 436f.].“ machen. Ich habe seit
Beginn meiner Schriftstellerei kaum | ein Buch veröffentlich in dem ich
die F/F/rauenfrage völlig aus dem Auge gelassen
hätte, da ich seit Jahren die Überzeugung hege, daß die Frauenbewegung die
wirkungsvollste und aussichtsreichste Seite der ganzen sozialen Bewegung ist.
Empfangen Euer
Hochwohlgeboren noch meinen besten Dank für Ihre liebenswürdige
Aufforderung zur Mitarbei|terschaftWedekind hat nicht an der Zeitschrift "Frauen-Zukunft" mitgearbeitet. an Ihrem Werk, der nur mein Mangel an
starker Produktivität ein Hindernis sein könnte. Sollte ich
etwas Geeignetes haben, dann werde ich Ihren/r/ freundlichen
Einladung mit Vergnügen Folge leisten und es mir zur Ehre anrechnen, an Ihrem
Werk mitarbeiten zu können.
Wollen Sie, hochgeehrte
gnädige Frau, den Ausdruck meiner größten Hochschätzung entgegen nehmen.
Ihr ergebenster
Frank Wedekind
München 3.11.10.