Postkarte
Herrn
DirectorOtto Brahm war Direktor des Lessingtheaters in Berlin [vgl. Neuer Theater-Almanach 1905, S. 287], wo eigentlich die Uraufführung von „Hidalla“ hätte stattfinden sollen (siehe unten). Dr
Brahm
Berlin
Lessingtheater |
[Foto]
Sünde istDer faksimilierte Satz „Sünde ist eine mythologische Bezeichnung für schlechte Geschäfte“ (darunter gesetzt der ebenfalls faksimilierte Namenszug des Autors) stammt aus dem „Marquis von Keith“ und ist ein Zitat der Titelfigur zu Beginn des 2. Aufzugs [vgl. KSA 4, S. 171]. Der Satz findet sich außerdem als Aperçu in der Liste der Aphorismen „Also sprach der ‚Marquis von Keith‘“ [vgl. Frank Wedekind: Also sprach der „Marquis von Keith“. In: Jugend. Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben, Jg. 7, Nr. 49, Dezember 1902, S. 826; KSA 5/II, S. 191]. eine mythologische Bezeichnung für schlechte Geschäfte.
Frank Wedekind.
Hidalla heuteam 18.2.1905, an dem Wedekind notierte: „Uraufführung Hidalla. Nachher im Hoftheaterrestaurant, dann bei die Weißwurst im Domhof.“ [Tb] Sein Schauspiel „Hidalla oder Sein und Haben“ wurde an diesem Abend im Münchner Schauspielhaus (Direktion: Georg Stollberg) unter der Regie von Georg Stollberg mit Wedekind in der Rolle des Karl Hetmann uraufgeführt; die Rolle des Rudolf Launhart (siehe unten) spielte das Ensemblemitglied Hans Schwartze [vgl. Neuer Theater-Almanach 1905, S. 503], der die Bildpostkarte mitunterschrieb, die nach der Vorstellung in einem der beiden Münchner Lokale geschrieben worden sein dürfte. sensationeller ErfolgDie Münchner Presse schrieb über die Uraufführung von „Hidalla“ (siehe oben): „Die Wiedergabe unter Direktor Stollbergs Leitung war im ganzen vortrefflich. Wedekind selbst bot als Hetmann eine schauspielerische Leistung, die in charakteristischer [...] Ausprägung alles übertraf, was man bisher von ihm als Darsteller zu sehen bekam. Herr Schwartze gab den Geschäftsmann Launhart mit treffendem Humor, Frau Gerhäuser die Fanny mit viel natürlichem Temperament [...]. Das ausverkaufte Haus spendete nach allen Akten starken, oft stürmischen Beifall, in dem der Widerspruch einzelner wirkungslos unterging; Wedekind wurde schon vom ersten Akt an wiederholt hervorgeklatscht und am Schlusse mit den übrigen Darstellern, mit Direktor Stollberg und auch allein oftmals gerufen.“ [Hanns v. Gumppenberg: Hidalla oder Sein und Haben. Schauspiel in fünf Akten von Frank Wedekind. (Uraufführung im Münchner Schauspielhause.) In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 58, Nr. 85, 21.2.1905, Vorabendblatt, S. 1-2, hier S. 2] Die Uraufführung von „Hidalla“ war zunächst am Lessingtheater in Berlin unter der Leitung von Otto Brahm geplant gewesen, war aber nach Wedekinds Protest gegen die Besetzung der Hauptrolle [vgl. Wedekind an Otto Brahm, 11.1.1905], der ignoriert wurde [vgl. Otto Brahm an Wedekind, 16.1.1905], was Wedekind nicht hinnahm [vgl. Wedekind an Otto Brahm, 18.1.1905], kurzfristig abgesagt worden..
Dreißig Hervorrufe. Gruß Stollberg
Schwartze
Ergebensten Gruß Frank Wedekind.
Grüße gleichfalls
Grete Stollberg
Franz
Blei.