Von Willy hatte ich kürzlich durch einen Johannesburgernicht identifiziert. William Wedekind war im September 1889 nach Südafrika ausgewandert und lebte in Johannesburg. gute
Nachrichten. Er ist Angestellter mit 500 Frs. monatlichem Gehalt. Jetzt aber fürchten wir sehr,
daß der KriegDer sogenannte Zweite Burenkrieg zwischen Großbritannien und den Burenrepubliken Oranje-Freistaat und Transvaal begann nach Ablauf eines Ultimatums zum britischen Truppenabzug an der Grenze zu Transvaal mit Kampfhandlungen am 12.10.1899. Die deutschsprachigen Zeitungen berichteten: „Das transvaalische Ultimatum bedeutet Krieg: daran ist nach vernünftiger menschlicher Berechnung nicht mehr zu zweifeln.“ [Dresdner Nachrichten, Jg. 44, Nr. 283, 12.10.1899, S. (1)]. Der Krieg endete mit einem Friedensschluss am 31.5.1902 und der Eingliederung der beiden Burenrepubliken in das britische Empire. mit seinen Schreken das Land und seine Bewohner in’s Unglück
stürze, und Willy auch darunter zu leiden haben werde. Ich habe lange keine direkten Nachrichten mehr bekommen; am Ende kommt Willy mit seiner
Familie wieder heim, da ja die meisten Europäer flüchten u. d. Land verlassen. Um Dir
zu zeigen, daß man sich seines Glückes freuen kann und doch noch zu klagen hat
spreche ich von Donald. Nachdem er nun in Zürich leidlich Fuß gefaßt hatte und,
wie er mich versicherte gut verdiente (150 Fr. pr. Monat) schreibt er unsDie genannte Korrespondenz zwischen Donald Wedekind und seiner Mutter sowie seiner Schwester Erika ist nicht überliefert. plötzlich, daß er seinen Antheil am SteinbrüchliDas Haus Steinbrüchli, in dem Emilie Wedekind nach ihrem Umzug von Schloss Lenzburg wohnte, war nach dem Tod des Vaters an die Geschwister und Mutter gemeinschaftlich vererbt worden.
an einen gewissen BollakDas Haus Steinbrüchli, in dem Emilie Wedekind nach ihrem Umzug von Schloss Lenzburg wohnte, war nach dem Tod des Vaters an die Geschwister und Mutter gemeinschaftlich vererbt worden. um 500 Franken verkauft habe. Er fragt Mieze an, ob sie
dem | Juden 1000 Franken geben wolle, wofür dieser es ihr ablassen würde.
Natürlich bedankt sich Mieze dafür und will mit solchem Schmutzkerl nichts zu
thun haben. Wir sind so empört über diesen gemeinen Bubenstreich von Donald,
daß wir nichts mehr mit ihm zu thun haben wollen. Ich dachte immer, das bleibe Donald für später, sodaß er
doch noch einen Nothpfennig habe und hatte ihm das feste Versprechen abgenommen,
es nicht zu verkaufen solange er sich noch was verdienen könne. Auch hat er mir
versprochen zuerst e/E/inem von uns Mittheilung zu machen wenn er es
verkaufen wolle. Wir hätten ihm ja selbstverständlich den richtigen Preis dafür
bezahlt, wie ich dir s. Z.Zeitpunkt und Höhe der Auszahlung von Wedekinds Anteil am Haus Steinbrüchli durch seine Mutter sind nicht ermittelt. für Deinen Antheil bezahlte. Und nun | gibt er ihn für 500
Franken an den Juden, den wir jetzt als Miteigenthümer unter uns haben und
Donald hat sein Letztes zum Fenster hinausgeworfen Nun, ich komme mit der Zeit
auch wohl darüber hinweg, obgleich ich jetzt noch grimmig darunter leide, daß aus dem
Jungen mit aller
Gewalt ein Lump wird. Gott sei Dank habe ich Tag und Nacht meine ArbeitEmilie Wedekind zog nach der Geburt Ihrer Enkelin Eva Oschwald am 5.8.1899 nach Dresden, um die Kinderbetreuung zu übernehmen., die
mich daran verhindert meinen traurigen Gedanken nachzuhängen. Das ist ein Segen
für mich, sonst weiß ich, daß ich den Kummer den mir Donald macht, nicht mehr
lange ertragen könnte.
Mieze meinte, ich könnte Dich vielleicht einmal auf d. Königstein besuchen. Was
meinst Du dazu? Und wenn ich komme, könnte ich Dir vielleicht Etwas mitbringen?
Schreibe mir darüber. Ich komme | nemlich nur dann fort, wenn Mieze einen
ganzen Tag frei hat, damit sie dann bei der Kleinen bleiben kann wenn ich fort
bin. Das wäre so ungefähr in 10 – 14 Tagen. Mieze läßt Dich herzlich grüßen.
Sie ist ein famoses Weibchen geworden und kann vergessen u. vergeben. Walther ist
seit vorgestern in BaselWalther Oschwalds Eltern Theodor und Fanny Oschwald waren 1895 von Lenzburg nach Basel (Friedensgasse 7) [vgl. Adressbuch der Stadt Basel 1899, Teil I, S. 313] gezogen. bei seinen Eltern.
Sei Du mein lieber Frank herzlichst gegrüßt und umarmt von
Deiner Dich innigst liebenden
Mama.
Matis Adresse ist. E. W. in PettighofenEmilie (Mati) Wedekind hatte nach vor Abschluss ihrer Ausbildung zu Lehrerin im Kloster Baldegg die Übernahme einer Hauslehrerinnenstelle bei der Unternehmerfamilie Emil und Josefine Hamburger im oberösterreichischen Pettighofen zugesagt, die sie von Juli 1899 bis Juni 1902 innehatte, wie aus der Korrespondenz mit ihrem Bruder Armin hervorgeht [vgl. AfM Zürich, PN 169.5.78-101]. „Der Unternehmer Hamburger, bereits im Besitz mehrerer Papiermühlen bei Lenzing (Österreich), ließ in Pettighofen bei Kammer 1894/1895 eine Papierfabrik bauen, welche am 1. August 1896 ihren Betrieb aufnahm.“ [Vinçon 2021, Bd. 2, S. 195]
Post Kammer,
Ober. Oestreich.Schreibversehen, statt: Oberösterreich.