Lieber
Frank, in einem Büchel: Launenhafte, zärtliche und moralische Gedichte,
von J. T. P. Stettin 1782 finde ich folgendes
Lied
einer alten verliebten Jungfer.Franz Blei nahm das Gedicht unter dem gekürzten Titel „Lied einer alten Jungfer“ mit einigen Varianten in seine Anthologie „Fleurettens Purpurschnecke. Erotische Lieder und Gedichte aus dem achtzehnten Jahrhundert“, gesammelt und herausgegeben von Franciscus Amadeus, M. A. Er., mit Zeichnungen von Franz von Bayros, Paphos [fingiert], im Jahr der Cythere 5091 [1905] auf [S. 55-57].
Allen
in
ähnlichem Zustande seufzenden Seelen
gewidmet.
Variante 1905: fehlt.
Variante 1905: fehlt.
Schon
viele Jahre quäl ich mich im Stillen
Um
einen Mann!
WannVariante 1782: Wenn
wird AndreasAus dem Griechischen abgeleiteter Vorname: „der Männliche“ bzw. „der Mannhafte“. mein Gebet erfüllen
Und
hört mich an!
–
Wie
lange soll ich armes DingVariante 1905: Kind noch weinen
Verschmäht,
veracht? –
WennVariante 1905: Wann
wird der langersehnte Tag erscheinen
Mit
seiner Nacht?Variante 1782: Rosts schöne Nacht. [Anspielung auf das erotische Gedicht „Schöne Nacht“ von Johann Christoph Rost.] Variante 1905: Und seine Nacht?
–
Wenn
Jünglinge mit andern Mädchen spielen
Im
Frühlingshain,
Und
ihre Lust auf Rosenlippen kühlen
Bin ich
allein.
–
Dann
schmachte ich voll Sehnsucht nach dem Glücke
Geliebt
zu sein;
Doch
niemand sieht auf meine Liebesblicke
Und
hört mein Schrein.
–
Wie
gräm ich mich des Nachts in meinem Bette
Von
Liebe tollVariante 1782, 1905: vollVariante 1782, 1905: voll
Ach! –
wenn ich nur ein einzges Männchen hatteVariante 1782, 1905: hätteVariante 1782, 1905: hätte
Von siebenVariante 1782: funfzig; Variante 1905: fünfzig Zoll.
–
Ich
putze mich, ich thürme meine Haare
Hoch in
die Luft
Ich
balsamiere meines Busens Waare
Mit
süssem Duft.
– |
Mit
Flor und BänderSchreibversehen; statt: Bändern. schmück ich mein Gesichte
Mit
fremder Zier:
Und
dennoch nennt mich FritzchenVariante 1782, 1905: Daphnis bei dem Lichte
Ein
altes Thier.Variante 1782: Thier. || Und eine Katze hies mich jüngst Leander – | Ein Krokodill, | Ein liebend Murmelthier nennt mich voll Spott Menander | Und ein Pasquill. || Mein Stand, mein Herz, mein schmachtendes Bestreben | Wird mir verhöhnt, | Der Spötter Blick verlacht und kürzt mein Leben | Mit Schmach gekrönt. || Ach wollte sich doch Einer nur erbarmen! – | Und nehme mich, | Als Ehefrau mit süssen Hymens-Armen | Nur ganz zu sich. – ||Variante 1782: Thier. || Und eine Katze hies mich jüngst Leander – | Ein Krokodill, | Ein liebend Murmelthier nennt mich voll Spott Menander | Und ein Pasquill. || Mein Stand, mein Herz, mein schmachtendes Bestreben | Wird mir verhöhnt, | Der Spötter Blick verlacht und kürzt mein Leben | Mit Schmach gekrönt. || Ach wollte sich doch Einer nur erbarmen! – | Und nehme mich, | Als Ehefrau mit süssen Hymens-Armen | Nur ganz zu sich. – ||
–
Welch
eine Glut durchwühlt mein armes Herze
Und zehrt
es ab.
Ich
diene nur den Jünglingen zum Scherze
Bis in
mein Grab.
–
Komm
CharonIn der griechischen Sage Fährmann in der Unterwelt., komm, und fahre mich von hinnen
Du
alter Schnipps„in thüring.-obersächs. mundarten ein springinsfeld [...]; ein unausgewachsener naseweiser junge [...]; ein kleiner mensch“ [DWB, Bd. 15, Sp. 1341].!
Denn
sonst verlier ich alle meine Sinnen
Und
sterb am Pipps„die verstopfung der nase mit verhärteter zungenspitze beim federvieh, dann auch eine damit ähnliche krankheit der menschen, besonders ein den anfang einer krankheit bezeichnendes unwolsein“ [DWB, Bd. 13, Sp. 1866]..
–
HerGruss
Dein
Blei