Sehr geehrter Herr Giraudoux!
empfangen Sie meinen verbindlichsten Dank für Ihre
liebenswürdigen Zeilenvgl. Giraudouxʼ auf den 13.11.1906 datierten Brief an Wedekind.. Ich würde längst an Sie oder an Herrn MeyerAntoine-André Meyer studierte gemeinsam mit Giraudoux an der Ecole normale supérieure de Paris. schon
geschrieben haben, wenn nicht die aufregende Erwartung mit den ProbenAm 20.11.1906 hatte in den Berliner Kammerspielen die Uraufführung von „Frühlings Erwachen“ in der Inszenierung von Max Reinhardt stattgefunden. gewesen wäre
die einen nicht zur Sammlung kommen läßt. Ich freue mich | nun außerordentlich
darüber mit meinen Arbeiten in dem schönen herrlichen Paris eine so ehrenvolle
und würdige Gastfreundschaft wie bei Herrn Meyer und bei Ihnen gefunden zu
haben. Dieser Tag kommt mein Verleger, den Sie ja kennen nach Parisnicht ermittelt.
und wird Sie voraussichtlich besuchen. Ich ersehe nun aus dem was mir Herr
Meyer mittheilt, daß sich geschäftlich | augenblicklich noch nicht viel
ausmachen läßt. Da Sie so große Pläne mit den beiden StückenAngedacht waren eine Übersetzung und eine Aufführung von „Erdgeist“, vgl. Giraudouxʼ Brief an Wedekind vom November 1906. Ob es sich bei dem anderen Stück um „Frühlings Erwachen“ handelte oder um „Die Büchse der Pandora“, von der Wedekind Giraudoux ein Widmungsexemplar überlassen hatte, in dem sich dieser Brief befand [vgl. das erschlossene Korrespondenzstück vom 17.9.1906], konnte nicht ermittelt werden. vorhaben darf
ich ja wol voraussetzen, daß meine Interessen so gewahrt sind wie es bei
Übersetzungen gebräuchlich ist.
Ich freue mich sehr darauf, Sie um PfingstenGiraudoux reiste, wie in seinem auf den 13.11.1906 datierten Brief angekündigt, über Ostern, konkret vom 24.3. bis 16.4.1907, nach Berlin. Am 26.3. notierte Wedekind in seinem Tagebuch: „Giraudoux besucht mich.“ Zwei weitere Treffen in dieser Zeit sind belegt [vgl. Tb 5.4. und 7.4.1907]. wieder hier zu
sehen und bitte Sie, mich gleich bei Ihrem Eintreffen zu besuchen. Als Sie das
letzte MalGiraudoux hatte sich vom 10. bis 18.9.1906 in Berlin aufgehalten. Am 17.9.1906 notierte Wedekind in seinem Tagebuch: „Mr. Giraudox aus Paris kommt mit einer Empfehlung von Rüderer. Wir gehen zusammen zu Cassirer.“ Offenbar sprachen sie über die angedachte Übersetzung von „Erdgeist“, die allerdings nicht zustande kam. bei mir waren hatte ich noch gar keine Gesellschaft | in Berlin
gefunden, während ich jetzt mehrere Stammtische gefunden habe, an denen Sie
eine anregende Gesellschaft treffen würden.
Also auf Wiedersehn! Ich schreibe mit gleicher Post an Herrn
Dr. MeyerDer Brief ist nicht überliefert..
In vorzüglicher Hochschätzung
Mit ergebenstem Gruß
Ihr
Fr Wedekind.
6. XII 6.
Kurfürstenstraße
125.
[Kuvert:]
Monsieur Jean Giraudoux
Paris
45, rue
dʼUlm.