Kennung: 3083

Amsterdam, 23. November 1907 (Samstag), Postkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Tilly

Inhalt

BRIEFKAART
CARTE POSTALE
ALGEMEENE POSTVEREENIGING – UNION POSTALE UNIVERSELLE


Frau Tilly Wedekind
Berlin
Kurfürstenstrasse 125


NAAM EN ADRES DES AFZENDERS – NOM ET ADRESSE DE L’EXPÉDITEUR
(Desverkiezende in te vullen – Indications facultatives)

Fr.W. American Hotel
AmsterdamWedekind hat am 19.11.1907 einen „Kontrakt für Holland unterzeichnet“ [Tb] und begab sich am 21.11.1907 auf eine Gastspielreise, um am 22.11.1907 im Stadttheater in Amsterdam und am 23.11.1907 im Großen Schauspielhaus in Rotterdam den vermummten Herrn in „Frühlings Erwachen“ zu spielen (siehe unten). Er notierte am 21.11.1907: „Kaufe Schlafwagenbillet nach Amsterdam. [...] Tilly [...] begleitet mich zum Bahnhof.“ [Tb] Wedekind fuhr vom Bahnhof Zoologischer Garten um 22 Uhr ab und traf am 22.11.1907 um 8.53 Uhr in Amsterdam ein [vgl. Nb 46], wo er von Hans Kuhnert, der das Ensemblegastspiel Berliner Bühnenkünstler leitete, empfangen wurde, an der Probe – „mittags 1 Uhr Probe“ [Nb 46] – jedoch nicht teilnahm, abends aber auftrat und anschließend mit den Ensemblemitgliedern im American Hotel (Wedekinds Unterkunft in Amsterdam, wie das Stadttheater am Leidseplein gelegen) zusammen war: „Ankunft in Amsterdam. Kuhnert holt mich am Bahnhof ab. Während der Probe besuche ich das Reichsmuseum. Abends Frühlingserwachen. Dann mit den Mitgliedern im American Hotel.“ [Tb] |


Geliebte Tilly, gesternden 22.11.1907 (Freitag), an dem Wedekind in Amsterdam notierte: „Abends Frühlingserwachen“ [Tb]; um 20 Uhr fand als Auftakt des Berliner Gastspiels in Holland die Premiere von „Frühlings Erwachen“ am Stadttheater (Stadsschouwburg) Amsterdam statt, wie angekündigt war: „Vrijdag 22. Nov. (8 u.) Ensemble Gastspiel Berliner Bühnenkünstler. Frühlings Erwachen. Eine Kindertragödie für Erwachsene in 3 Akten von FRANK WEDEKIND. Künstlerische Leitung HANS KUHNERT“ [Nieuwe Amsterdamsche Courant, Jg. 80, Nr. 25351, 21.11.1907, Abendblatt, 1. Blatt, S. 3]; in einer Notiz der Hinweis, Wedekind werde in seinem eigenen Stück die Rolle des vermummten Herrn spielen [vgl. Frühlings Erwachen. In: Nieuwe Amsterdamsche Courant, Jg. 80, Nr. 25351, 21.11.1907, Abendblatt, 2. Blatt, S. 6]. Das „Berliner Tageblatt“ schrieb über die Premiere: „Aus Amsterdam berichtet unser Korrespondent“, das Gastspiel des „Berliner Ensembles unter Leitung Hans Kuhnerts, der weitere Aufführungen von Wedekinds ‚Frühlings Erwachen‘ beabsichtigt, nahm einen guten Anfang im Amsterdamer Stadttheater. Der Autor, der selbst den ‚vermummten Herrn‘ spielte, wurde mehrmals gerufen. Die Leistungen der Mitwirkenden, besonders Elfriede Geister als Wendla und Marie Olly als Ilse fanden in der Presse Anerkennung. Über das Stück selbst ist man offenbar hier noch zu keinem abschließenden Urteil gelangt.“ [Wedekinds „Frühlings Erwachen“ in Holland. In: Berliner Tageblatt, Jg. 36, Nr. 603, 27.11.1907, Abend-Ausgabe, S. (2-3)] ging es ohne Skandal ab. Die Vorstellung war ganz gut. Jetzt, Samstag Mittag, bin ich eben im Begriff nach RotterdamWedekind notierte am 23.11.1907 (Samstag) den weiteren Ablauf des Tages: „Ich fahre allein nach Rotterdam. Mit Kuhnert im Südholländischen Café. Ich diniere im Cafe und gehe im Schnee zum Theater Frühlings Erwachen. Fahre allein nach Amsterdam zurück Café Neuf. Amerikan Hotel“ [Tb]; demnach ist er unabhängig von den Berliner Ensemblemitgliedern von Amsterdam nach Rotterdam und zurück gefahren, hat sich aber mit Hans Kuhnert in Rotterdam zum Essen getroffen und abends die zweite Gastspielvorstellung als vermummter Herr in „Frühlings Erwachen“ im Rotterdamer Großen Schauspielhaus absolviert, die angezeigt war: „Groote Schouwburg, Rotterdam. Ensemble Gastspiel Berliner Bühnenkünstler ZATERDAG 23 November 1907, FRÜHLINGS ERWACHEN. Eine Kindertragödie in 3 Akten, 16 Bildern von Frank Wedekind. Kunstlerische Leitung. Dir. Hans Kühnert.“ [Rotterdamsch Nieuwsblad, Jg. 30, Nr. 9105, 23.11.1907, 2. Blatt, S. (4)] zu fahren und komme die Nacht noch hierher zurück. Morgen bin ich bei einem hiesigen Impresarionicht identifiziert. zu Mittag. Läßt sich mit dem etwas arrangieren, dann bleibe ich vielleicht noch Montag hier und bin Dienstag früh in Berlin. Er will mir die Sehenswürdigkeiten von Amsterdam zeigen. Andernfalls fahre ich Sonntagder 24.11.1907, an dem Wedekind um 14.43 Uhr von Amsterdam abreiste [vgl. Nb 46]. Wedekind, der am 19.11.1907 bei Vertragsabschluss ein Honorar von 250 Mark für sein Gastspiel vereinbart hatte – „Kontrakt für Holland unterzeichnet. Honorar für Holland à Conto M. 250“ [Tb], erhielt es am Abreisetag mit 70 Mark Reisekostenerstattung von Hans Kuhnert ausgezahlt, wie er am 24.11.1907 notierte: „Kuhner zahlt mir Honorar M. 250,‒ für Reise M. 70,‒ Spaziergang durch die Stadt. Abreise nach Berlin ohne Handgepäck.“ [Tb] – Das Ensemble Berliner Bühnenkünstler unter der Leitung von Hans Kuhnert gab nach Wedekinds Abreise noch zwei Vorstellungen von „Frühlings Erwachen“ – am 27.11.1907 in Rotterdam und am 30.11.1907 in Arnheim. Abend und bin Montagden 25.11.1907, an dem Wedekind notierte: „Ankunft in Berlin. Ich lasse mich rasieren und die Haare schneiden.“ [Tb] früh in Berlin. Ich sende Dir, geliebte Tilly und Anna Pamela die herzlichsten Grüße. Auf baldiges Wiedersehen

Dein
Frank.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Adressen in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Papier. 14 x 9 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hoch- und Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte enthält ein aufgedrucktes niederländisches Wappen mit Wahlspruch („JE MAINTIENDRAI“) und ist mit einer aufgedruckten Briefmarke von 5 Cent frankiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Das Datum des Postausgangsstempels – 23.11.1907 – darf als Schreibdatum angenommen werden.

Uhrzeit im Postausgangsstempel Amsterdam: „3 – 4 N“ (= 15 bis 16 Uhr). Uhrzeit im Posteingangsstempel Berlin: „11 – 12 V“ (= 11 bis 12 Uhr).

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
84
Briefnummer:
106
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 320
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 23.11.1907. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (11.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

03.09.2023 18:41