Kennung: 3279

München, 2. März 1910 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Koautoren*in

  • Wedekind, Pamela

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

T. W.


Mittwoch, 2.III.10.


Mein lieber Frank,

ich danke Dir herzlich für Deine Kartevgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 27.2.1910. und Deinen Kartenbriefvgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 28.2.1910.. Ich freue mich dass der Vortrag gut vorbei ist, und Du die Wirkung der Lamiascene ausprobiertWedekind hatte bei seiner Lesung am 27.2.1910 in Wien die 5. Szene (der Dialog zwischen Lamia und Basil) seines Versdramas „Der Stein der Weisen“ vorgetragen [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 27.2.1910]. hast. Sie ist wirklich nicht schwer zu lernen, der Anfang (LeonhardDer Famulus Leonhard tritt in der 1. und 2. Szene des Versdramas „Der Stein der Weisen“ auf [vgl. KSA 6, S. 237-242].) wurde mir schwerer. Ich werde die Lamia jeden Tag öfter durchsprechen, so gut | und so deutlich es mir möglich ist, und freue mich sehr, bis wir sie dann zusammen studieren. Vielleicht können wir Stein der Weisen doch im Juli spielenWedekinds Versdrama „Der Stein der Weisen“ wurde erst am 23.1.1911 im Rahmen eines Gastspiels an der Kleinen Bühne in Wien uraufgeführt [vgl. KSA 6, S. 1004]..

Sehr froh bin ich, dass das Wetter mild und angenehm ist. Ich hoffe zuversichtlich dass Dein Husten bald besser wird. Hoffentlich ist es auch in Prag schön. Das ist sehr gut, dass Du in Prag einige Tage Ruhe hast. MorgenAm 3.3.1910 fand Wedekinds „Vortrag in Olmütz“ [Tb] statt. und übermorgenAm 4.3.1910 fand Wedekinds „Vortrag in Prag“ [Tb] statt., dann | ist es ja bald vorbei.

Das ist unglaublich, dass Gutmann noch gar nicht mit dem Volkstheater verhandeltEmil Gutmann – das Konzertbüro Emil Gutmann in München organisierte Wedekinds Vortragsreisen und Gastspiele – hatte anders als angenommen nicht mit dem Deutschen Volkstheater in Wien über ein Gastspiel verhandelt, wie Wedekind vor Ort von Anton Geiringer erfahren musste [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 28.2.1910]. hat! Wie Du das gleich wusstest!

Wir waren gestern in der Schackgalerie, Anna Pamela auch, dann giengen wir noch spazieren. Nachmittags war ich bei Frl. Osterlohbei Hildegard Osterloh (Galeriestraße 35a) [vgl. Adreßbuch für München 1910, Teil I, S. 419], Schauspielerin am Münchner Schauspielhaus und am Theater am Gärtnerplatz [vgl. Neuer Theater-Almanach 1910, S. 554] – am 1.3.1910 nachmittags, zusammen mit der befreundeten Schauspielerin Käthi Sandel. eingeladen mit der Sandel. Mit Frau Langheinrich war ich im „nakten Weibin Henry Batailles Schauspiel „Das nackte Weib“ („La femme nue“) im Münchner Schauspielhaus (Hildegard Osterloh spielte die Krankenpflegerin) um 19.30 Uhr [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 63, Nr. 99, 1.3.1910, Generalanzeiger, S. 2] – am 1.3.1910 abends, zusammen mit Anna Langheinrich. heute wollen wir in „Klubsesselin Carl Rößlers und Ludwig Hellers Lustspiel „Im Klubsessel“ im Münchner Schauspielhaus [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 28.2.1910] – am 2.3.1910 abends, zusammen mit Anna Langheinrich.. Es ist Dir doch recht | wenn ich paar mal in’s Theater gehe? Die Karten für BölscheTilly Wedekind hatte Karl und Anny Henckell am 27.2.1910 Karten für Wilhelm Bölsches Vortrag „Die Rätsel in der Entstehung des Menschen“ am 28.2.1910 angeboten [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 27.2.1910]. nahmen Henckell’s mit Dank an. Für morgen Mittag hat mich Frau Justizrath Bernsteinbei der Schriftstellerin Elsa Bernstein (Ernst Rosmer), der Gattin des Justizrats Max Bernstein (Briennerstraße 8) [vgl. Adreßbuch für München 1910, Teil I, S. 43] – am 3.3.1910 mittags. zum Essen eingeladen. Du wirst denken, ich sei oft weg, aber das ist gar nicht der Fall, bis jetzt war ich bei Stollberg’sbei Georg und Grete Stollberg (Cuvilliésstraße 31) [vgl. Adreßbuch für München 1910, Teil I, S. 600] – am 28.2.1910 nachmittags. u. Osterloh u. einmal im Theater. Auch tust Du mir sehr Unrecht, wenn Du denkst, ich hätte für die Lamia nicht genügend Interesse.

Uns geht es gut, wir senden Dir herzliche Küsse, Deine Tilly
und Anna Pamela.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13 x 17 cm. Mit aufgeprägtem Monogramm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Grußzeile der drei Jahre alten Tochter Pamela Wedekind ist von ihr selbst zu Papier gebracht (die Hand wohl von der Mutter geführt).

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    2. März 1910 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Wien
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
151
Briefnummer:
219
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind, Pamela Wedekind an Frank Wedekind, 2.3.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (12.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

16.09.2023 21:27