HOTEL HABSBURGER HOF
FRITZ OTTO, Hoflieferant.
Fernsprech-Anschlüsse:
Amt 6, 1663 Hotel
4077
5442 Restaur.
Personen-Fahrstuhl
Tag und Nacht im Betrieb
Berlin S.W.
11, den 29. Oktober 1911.
Askanischer Platz 1.
Geliebteste Tilly!
Herzlichsten Dank für Deine lieben Zeilenvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 28.10.1911.. Die Correktur habe
ich erhaltenHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben zu Korrekturbögen von „Franziska“; erschlossenes Korrespondenzstück: Georg Müller Verlag an Wedekind, 27.10.1911.. Ebenso den andern Briefnicht ermittelt; aus Berlin nach München geschickt und Wedekind nach Berlin nachgesendet [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 28.10.1911].. Gestern morgenWedekind notierte am 28.10.1911: „Kaiser Friedrich Museum.“ [Tb] Das 1904 eröffnete Kaiser Friedrich-Museum gehörte zu den Königlichen Museen (Generaldirektion: Dr. phil. Wilhelm Bode) [vgl. Berliner Adreßbuch 1912, Teil II, S. 43] (seit 1954: Bode-Museum). war ich zwei Stunden im
Kaiserfriedrich-Museum. Um 5 Uhr17 Uhr. Wedekind notierte am 28.10.1911: „Besuch bei Cassirer“ [Tb]; er war bei Paul Cassirer [vgl. Berliner Adreßbuch 1912, Teil I, S. 406]. ging ich zu
Cassirer und telephonierte an Bertl. Abend zehn Uhr22 Uhr. Wedekind notierte am 28.10.1911 sein Beisammensein mit Tilla Durieux, Paul Cassirer, dem Schwager Dagobert Newes und Wilhelm Herzog im Weinlokal A. Frederich (Potsdamerstraße 12): „Frederich mit Durieux Cassirer Bertl Herzog“ [Tb].
trafen wir uns bei Frederich. Die Durieux kam aus dem TheaterTilla Durieux kam aus dem Theater in der Königgrätzer Straße (Königgrätzer Straße 57/58), aus der Vorstellung von Max Dauthendeys Stück „Die Spielereien einer Kaiserin“ (Premiere: 30.9.1911) am 28.10.1911 [vgl. Berliner Tageblatt, Jg. 40, Nr. 550, 28.10.1911, Morgen-Ausgabe, 3. Beiblatt, S. (3)], in dem sie die Hauptrolle der Katharina spielte.. Mi An ein
Spielen bei Reinhardtam Deutschen Theater zu Berlin oder an den Kammerspielen des Deutschen Theaters (Direktion: Max Reinhardt). ist vorderhand nicht zu denken. Mit Meinhardt BernauerCarl Meinhard und Rudolf Bernauer hatten von Eugen Robert das Hebbel-Theater übernommen, unter ihrer Direktion mit der Eröffnung der neuen Spielzeit am 30.9.1911 das Theater in der Königgrätzer Straße, wo Tilla Durieux spielte (siehe oben).
scheint das Einvernehmen auch kein besonders gutes. Eben vor TischWedekind notierte am 29.10.1911: „Mittag Lindenrestaurant.“ [Tb] Davor traf er Erich Sachs, Inhaber der „Concert-Direction Jules Sachs“ [Berliner Adreßbuch 1912, Teil I, S. 428] in Berlin. traf ich
Erich Sachs, der mir bestätigt, daß von der heutigen VorlesungWedekind notierte am 29.10.1911: „Vortrag in Klintwortsaal“ [Tb], seinen Vortragsabend am 29.10.1911 im Klindworth-Scharwenka-Saal in Berlin, der um 20 Uhr begann und den Titel hatte: „‚Gedanken‘. Ethische und ästhetische Probleme“ [Berliner Tageblatt, Jg. 40, Nr. 552, 29.10.1911, Morgen-Ausgabe, 10. Beiblatt, S. (3)]. Wedekind hielt dort erstmals seine Rede „Heinrich von Kleist“, las aber noch andere Texte, darunter den Prolog zu „König Nicolo“, vor allem aber aus dem neuen Stück „Franziska“ den 3. Akt [vgl. KSA 7/II, S. 1159-1161]. viel abhängen wird.
Um SechsSchreibversehen, statt: sechs (für 18 Uhr). Uhr kommt Bertl | um seine SachenKleidungsstücke [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 31.10.1911]. zu holen. Jetzt werde ich auf mein
Zimmer gehen und mein Material noch einmal durchnehmen. Sei herzlichst geküßt,
geliebte Tilly, und küsse die Kinder von mir. Morgenden 30.10.1911, an dem Wedekinds Schwager Dagobert Newes um 8 Uhr früh [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 31.10.1911] in das Hotel kam, um ihn für die Reise von Berlin nach Königsberg um 9.30 Uhr morgens zu wecken: „Bertl weckt mich, begleitet mich Bahnhof Friedrichstraße. Fahrt nach Königsberg“ [Tb]. um halb zehn Uhr geht der
Zug nach Königsberg.
Auf baldiges frohes Wiedersehn!
Dein
Frank