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ten Juli 1883.
Mein Freund!
Ob ich Dich so nennen darf – ob Du mir zürnest –
ob Du in Deiner Grossmut mich etwas bändigen willst, in guter väterlicher
Absicht, irgend einen Fehler, der mir anhaftet, mich lebhaft
Ich habe seit Deinem letzten Briefe vgl. das erschlossene Korrespondenzstück: Wedekind an Hermann Huber, 18.5.1883. schon so manche Antwortder vorliegende Brief war wenigstens das dritte Schreiben Hermann Hubers auf Wedekinds letzten Brief. abgehen lassen, dass es mir
nachgerade unmöglich ist, mich zu entrinnen, wie grosseSchreibversehen, statt: erinnern, wie groß. die Zahl derselben ist; dessen erinnere ich
mich jedoch lebhaft, dass ich in allen Tonarten Dich
ich die in Wahrheit allerdings unrichtige Ueb erzeugung hatte, einen Kniff zu gebrauchen sei unnöthig; quapropter (lat.) deshalb. versuchte ich es
durch einen Appell an Deine Ehre – aber meine RufSchreibversehen, statt: mein Ruf. verhallte im Wald ohne dass ein Echo mir
entgegentönte weder ein freudigesVerschleifung.
noch ein betrübendes –
Wisse nun aber, dass ich mich länger hinhalten zu
lassen nicht gesonnen bin; ich mochte Dich auf jede Weise zu entschuldigen; schrieb
an Jemanden vermutlich der gemeinsame Freund Samuel Schaffner, der mit Wedekind die IV Klasse der Kantonsschule Aarau besuchte., ob Du
krank seist, ob verreist, ob gestorben nichts von alle dem – fröhlich wälzest
Du Deine löbliche Haut eingedenk des dolce fare nient(ital.) süßen Nichtstuns.e im grünen Rasen und verschluckst mit grossem
Behagen Bier, Wein und andere zum Leben nothwendige |
II.
Erzeugnisse der gütigen Erde. Darum beneide ich
Dich nicht, bewahre! ich freue mich über Dein Wohlbefinden; allein seltsam
mutet es mich
Das Sommer Semester Hermann Huber studierte im ersten Semester Jura an der Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg. geht mit dem 11 ten August zu
Ende, ich reise aber schon am 2. oder 3. von hier weg, um bei günstigem Wetter
zu Fuss über den Schwarzwald
heimzukehren. – Mein Franklin, grosse Erfahrungen
habe ich gemacht in dieser kurzen Zeit, jetzt schon freue ich mich, sie einem
Manne, einem Freunde mittheilen zu koennen, der mit Verständniss meine Beobachtungen erfassen, erkennen
und würdigen kann – dieser Freund bist Du, wenn es mit vergönnt ist, während
der Ferien Dich öfter zu sehen, wenn ...... – ich will diese Bedingung treffend
unterdrücken. –
halten hören gedenkt. Wenn er einen Bericht über die Vorlesungen
wünscht, soll er mir schreiben, ich werde ihm einen besorgen; er soll ihn nicht
bestellen, sonst muss er 2.
So lebe denn wohl, ich erwarte
Mit freudl. Grüssen
Bitte mich zu entschuldigen, massen ich sehr Eile
hatte.
Bestehend aus 4 Blatt, davon 8 Seiten beschrieben
Straßburg
22. Juli 1883 (Sonntag)
Sicher
Straßburg
Datum unbekannt
Datum unbekannt
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia
Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13
Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.
Hermann Huber an Frank Wedekind, 22.7.1883. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (08.12.2025).
Anke Lindemann