Bitte wählen Sie je ein Dokument für die linke und rechte Seite über die Eingabefelder aus.
[Hinweis in: Berliner
Tageblatt, Jg. 40, Nr. 614, 2.12.1911, Abend-Ausgabe, S. (3):]
Frank Wedekind und
Wir protestieren anläßlich der behördlichen Unterdrückung der „Unterbindung unseres Wirkungskreises, unserer geistig-künstlerischen Individualität, unserer inneren und äußeren Entwickelung. Wir protestieren gegen die polizeiliche Bevormundung des gebildeten Publikums, unseres Volkes, das allein das Recht hat, seine Dichter zu beurteilen oder zu verurteilen.
Wir haben kein Duumvirat geschlossen, um mit vereinten Kräften die Volksseele planmäßig zu vergiften; denn wir kämpfen ja als zwei fast entgegengesetzte Individualitäten für ganz verschiedenartige kulturelle, religiöse, künstlerische Ziele. Aber wir sind eins
in der Verteidigung unserer Freiheit, der Freiheit der Dichter und Denker und der geistigen Freiheit unseres Volkes. Wir kämpfen nicht nur für uns beide, sondern für alle, die mit uns und nach uns leiden. Wir fordern die Denkenden und die Mitfühlenden aller Stände hiermit auf, sich uns anzuschließen zum Protest gegen die Uebergriffe der Zensur.
Otto Borngräber Dr. phil. Otto Borngräber, Schriftsteller in Dresden (Tolkewitzer Straße 17) [vgl. Adreßbuch für Dresden 1912, Teil I, S. 84], könnte sich am 1.12.1911 (das mutmaßliche Schreibdatum des nicht überlieferten Begleitschreibens) bereits in München aufgehalten haben, wo er am 13.12.1911 sein Stück „Die ersten Menschen“ (siehe oben) las; die Presse meldete: „Otto Borngräber liest, wie bereits angekündigt, Mittwoch, 13. Dezember im Bayerischen Hof sein Drama ‚Die ersten Menschen‘, ein erotisches Mysterium, vor. Die Vorlesung soll den literarischen Kreisen Münchens Gelegenheit geben, über die innere Berechtigung des polizeilichen Aufführungsverbotes für Bayern selbst ein Urteil zu fällen.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 64, Nr. 576, 9.12.1911, Morgenblatt, S. 2].
Bestehend aus 0 Blatt, davon 0 Seiten beschrieben
Der 1.12.1911 ist als Ankerdatum gesetzt – das späteste mögliche Schreibdatum des nicht überlieferten Begleitschreibens zum Aufruf „Protest gegen die Zensur!“ [KSA 5/II, S. 424-425], einen Tag für den Postweg nach Berlin gerechnet, wo der von Wedekind und Otto Borngräber unterzeichnete „Protest gegen die Zensur!“ in der Abend-Ausgabe des „Berliner Tageblatt“ vom 2.12.1911 erschien. Das verschollene Schreiben mit der Beilage wurde vermutlich von München versandt, nicht von Dresden, wo Otto Borngräber seinerzeit wohnte (aber sich womöglich in München aufhielt).
München
1. Dezember 1911 (Freitag)
Ermittelt (unsicher)
München
Datum unbekannt
Datum unbekannt
Es gibt keine Informationen zum Standort.
Frank Wedekind, Otto Borngräber an (Zeitung) Berliner Tageblatt, 1.12.1911. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (08.12.2025).
Ariane Martin