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Mein lieber
Ich habe gestern d/A/bschied genommen, daß ich ihr er|klärte eine
Nichtbeachtung, eine nur teilweise Erfüllung oder vollständige Zurückweisung
meines Wunsches würden meinen Tod in der Nacht von 1900 auf 1901 zur Folge
haben, daß ich die Regelung der Sache gerne bis Weihnachten sähe um wenigstens
meine letzten Festtage mit dem Bewußtsein der
Ich war mit zu wenig Kräften ausgestattet um eine
freie Laufbahn betreten zu können, wie du sie für mich ausgesucht, anderseits
habe ich vieles genossen, was ich, wäre ich auf dem
Zerbrich dir nicht | den Kopf darüber, was du für mich
tun kannst. Das Einzige, mich in München in deiner Nähe zu unterhalten, kann
ich nicht mein Stolz, vielleicht auch nur meine Eitelkeit. Unterstütze
meine Bitte bei Mieze in jeder Hinsicht, das ist Alles, lieber Frank, Alles,
was ich verlange.
Und nimm nochmals die Versicherung entgegen, daß ich
niemals einen ernstlich bitteren Gedanken gegen dich gehegt, niemals hegen
wer|de und daß ich heute noch, da ich vor der letzten Scene meiner leeren
Lebensfarce stehe, dir dankbar bin für eine gewisse Weitsicht, durch die ich
doch vielleicht etwas mehr als das gewöhnliche Menschenvieh zu genießen
vermochte. Damit und mit treuem,
den 9.
Bestehend aus 4 Blatt, davon 6 Seiten beschrieben
Mailand
9. Dezember 1900 (Sonntag)
Sicher
Mailand
Datum unbekannt
Datum unbekannt
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia
Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13
Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.
Donald (Doda) Wedekind an Frank Wedekind, 9.12.1900. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (10.12.2025).
Tilman Fischer